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Birkenstocks gehören zum Arzt wie das Stethoskop – warum das aber nicht von Vorteil ist

Eine systematische Übersichtsarbeit, die aktuell in BMJ Open erschienen ist, untersuchte den Einfluss ärztlicher Kleidung auf die Wahrnehmung durch Patientinnen und Patienten in verschiedenen klinischen Kontexten und medizinischen Fachdisziplinen. Dabei zeigte sich, dass die Präferenzen für bestimmte Bekleidungsformen stark vom jeweiligen Setting abhängig sind. In der ambulanten Versorgung und der Primärmedizin waren die Ergebnisse heterogen – mit einer teils positiven Wirkung von legerer Kleidung in Kombination mit weißem Kittel. In akutmedizinischen Bereichen wie Notaufnahme und Operationssaal war das Bild hingegen eindeutig: Hier wurden Kasacks (Scrubs) durchgehend bevorzugt, da sie Professionalität, Einsatzbereitschaft und Hygiene signalisieren.

Birkenstock & Stethoskop

Und auch hier „gender bias“

Interessant ist zudem die geschlechtsspezifische Wahrnehmung. Männer im formellen Outfit mit weißem Kittel wurden von Patientinnen und Patienten regelmäßig als besonders professionell eingestuft, während Ärztinnen in derselben Aufmachung nicht selten fälschlicherweise dem Pflegepersonal zugeordnet wurden – ein deutlicher Hinweis auf einen bestehenden  „gender bias“. Darüber hinaus variierten die Präferenzen je nach Fachdisziplin: In der Dermatologie, Neurochirurgie und Ophthalmologie dominierte der Wunsch nach klassischem Weißkittel, wohingegen in anästhesiologischen und gastroenterologischen Kontexten die Arbeitskleidung im Operationsstil klar favorisiert wurde. Warum ist das wichtig: Die Adhärenz hängt auch mit Vertrauen zusammen – und so könnte das passende Outfit durchaus zu besseren Behandlungsergebnissen führen.

Die Realität in deutschen Krankenhäusern: „Birkies“ überall

Und nun zur deutschen Realität: In vielen Kliniken sieht man Ärztinnen und Ärzte nicht selten in Birkenstock-Sandalen durch die Gänge schlurfen. Diese haben sich über die Jahrzehnte fast schon als semi-offizielle ärztliche Insignien etabliert. Doch so praktisch sie für lange Schichten und orthopädisch geplagte Füße auch sind: Das professionelle Image könnte darunter leiden. Für Patientinnen und Patienten, die gerade zwischen Herzkatheter, Diagnoseangst und Visitenstress schwanken, wirkt die Birkenstock-Sandale vielleicht weniger wie ein Symbol ärztlicher Würde, sondern eher wie ein Relikt aus der studentischen Wohngemeinschaft.

Während der weiße Kittel Vertrauen stiftet und Kasaks Effizienz signalisieren, könnte das „flip-floppende“ Geräusch der Birkenstock-Schlappe auf Krankenhausfluren falsche Assoziationen wecken. Vielleicht wäre es endlich an der Zeit, die Sandale, die mittlerweile auch außerhalb von Kliniken „bei der Jugend total trendet“, aus der ärztlichen Garderobe zu verbannen.

 

Quelle: Kim J et al. Patient perception of physician attire: a systematic review. BMJ Open 2025; 15: e100824

https://www.americanexpress.com/de-de/amexcited/explore-all/style/birkenstock-31233

https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/die-geschichte-einer-sandale-vom-hippie-schuh-zum-hollywood-star-wie-birkenstock-cool-wurde