In der hausärztlichen Versorgung werden etwa 80% aller akuten Exazerbationen von COPD-Patienten versorgt. Nun wurde in einer Studie aus Spanien untersucht, welche klinisch einfach zu erfassenden Parameter die Mortalitätswahrscheinlichkeit der Patienten innerhalb der kommenden 30 Tage am besten vorhersagen.
Es wurden über 1.600 Patienten aus 148 Praxen und Zentren in die Kohortenstudie eingeschlossen. Alle waren über 40 Jahre alt und wegen einer akuten Exazerbation ihrer COPD beim Hausarzt vorstellig geworden (insgesamt wurden über 2.200 Exazerbationen ausgewertet). In den Praxen wurden demographische Angaben sowie die Anamnese und die aktuellen Beschwerden und Vital- und Laborparameter erhoben.
Während des Follow-up von 30 Tagen verstarben 17 der insgesamt 1.696 Patienten (=1%). Anhand der Daten wurde ein Vorhersage-Algorithmus entwickelt, der auf der Anzahl der Exazerbationen in den vergangenen 12 Monaten, dem Alter und der aktuellen Herzfrequenz basiert. Es zeigte sich, dass der Algorithmus mit einer AUC (Area under curve) von 0,792 ein gutes Vorhersage-Tool darstellte, mit dem man Patienten in drei Gruppen kategorisieren kann: Low-Risk, Medium-Risk und High-Risk. Low-Risk-Patienten können den Autoren zufolge weiter vom Hausarzt betreut werden, denn die Mortalitätswahrscheinlichkeit liegt unter der Normalbevölkerungsprävalenz (<0,008). Medium-Risk-Patienten sollten – wenn sie weiterhin in hausärztlicher Betreuung bleiben – engmaschig überwacht bzw. kontrolliert werden, denn die Sterblichkeit liegt oberhalb der Normal-Prävalenz (0,008 – 0,029). Hochrisikopatienten sollten wegen der hohen zu erwartenden Mortalität zur stationären Überwachung besser ins Krankenhaus überwiesen werden, denn ihre Sterblichkeit liegt oberhalb der obersten Quintile (≥0,03).
Der verwendete Score berechnet sich wie folgt:
– Exazerbationen innerhalb der vergangenen 12 Monate: +1 Punkt
– Alter >75 Jahre: +1 Punkt
– Herzfrequenz >100/min: +1 Punkt
Risiko-Kategorien:
– Low Risk: 0 – 1 Punkte
– Medium Risk: 2 – 3 Punkte
– High Risk: ≥4 Punkte
Conclusio: Wird ein COPD-Patient wegen einer akuten Exazerbation in der Praxis vorstellig, genügt die Erfassung von lediglich 3 Parametern, um das Mortalitätsrisiko der kommenden 30 Tage einschätzen zu können. Diese vorhergesagte Sterblichkeit kann die Entscheidung, wie mit dem Patienten weiter zu verfahren ist, erleichtern. (sl)
Quelle: Alameda C et al. Eur J Gen Pract 2021; 27: 211-20