August, das ist der Monat, in dem Freibäder riechen wie ein Mix aus Sonnencreme, Chlor und Pommes und der Adriastrand wie Adonis und Adipositas. Aber vom Wasser gehen eben nicht nur Gerüche, sondern auch Gefahren aus. In deutschen Gewässern sind, so meldet es die DLRG, in diesem Jahr mindestens 236 Menschen ertrunken. Das sind immerhin einige Hausarzt-Wartezimmer voll. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie bringt es nun schonungslos ans Licht: Wer im Wasser sein letztes Paddel zieht, ist selten Opfer von Poseidon, sondern häufiger von seiner eigenen Herzerkrankung.
Ertrinkungsursache No.1: Herzmuskelhypertrophie & KHK
Im Rahmen der Studie wurde ein umfangreicher Datensatz aus der Türkei analysiert, einschließlich der endgültigen Todesursachen von 222 der insgesamt über 5.200 im Verlauf von zehn Jahren untersuchten Ertrinkungsfälle. Kardiale Pathologien wurden dabei in 72,9 % der Fälle durch makroskopische Untersuchungen und in 75,7 % der Fälle durch mikroskopische Analysen festgestellt. Zu den häufigsten makroskopischen Befunden gehörten Herzmuskelhypertrophie und ausgeprägte KHK (koronare Herzerkrankung).

Mit Herzmedikamenten bedenkenlos ins Wasser?
Histopathologische Untersuchungen zeigten häufige Fälle von Myokardhypertrophie, chronischen ischämischen Veränderungen und alten Infarktnarben. Ein akuter Myokardinfarkt wurde in 3,6 % der Fälle nachgewiesen. In 8,6 % der Fälle konnte hingegen gar keine Ertrinkungsursache identifiziert werden. Toxikologische Analysen ergaben zudem, dass in 35,1 % der Fälle aktive kardiovaskuläre Medikamente eingenommen worden waren. Das klingt, als hätten die Ertrunkenen ihre Tabletten mit der gleichen Erwartung geschluckt, mit der andere sich Schwimmnudeln unter die Arme klemmen – in beiden Fällen war der Auftrieb am Ende wohl unzureichend.
Hypertroph wie Arnold Schwarzenegger
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Ertrinken sehr eng mit dem plötzlichen Herztod in aquatischen Umgebungen und mit vorbestehenden oder latenten Herzerkrankungen assoziiert ist. Denn makroskopisch fanden die Pathologen die untersuchten Herzen derart hypertroph, dass selbst Adonis Arnold Schwarzenegger neidisch würde. Mikroskopisch tummelten sich, wie bereits ausgeführt, ischämische Veränderungen und alte Infarktnarben wie Algen im Nichtschwimmerbecken.
Und so kehrt mit dem Ende der Sommerferien nicht nur der Ernst des Lebens zurück, sondern auch die Mahnung an alle Ärztinnen und Ärzte: Wer Herzpatientinnen und Patienten ins Wasser lässt, sollte vorher prüfen, ob das Myokard nicht längst in Ferienverlängerung ist.
Quellen:
Beşkoç C et al. Forensic Sci Med Pathol 2025; epub Aug 8; doi: 10.1007/s12024-025-01062-z
https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/statistik-ertrinken/zwischenbilanz