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Herzinfarkt: Es muss nicht immer gleich ein Stent sein!

Ob ältere Patientinnen und Patienten mit einer bestimmten, „leichteren“ Form des Herzinfarktes (NSTEMI) immer unbedingt gleich eine invasive Revaskularisierung mittels Katheter und Stent benötigen, ist nach wie vor unklar (NSTEMI = Nichthebungs-Myokardinfarkt, wobei sich „Nichthebung“ auf die ST-Strecke im EKG bezieht). Nun erschien im renommierten New England Journal of Medicine eine Studie zu dieser Frage … und sie schaffte diesbezüglich Klarheit (SENIOR-RITA-Studie).

Die untersuchten Patientinnen und Patienten waren alle älter als 75 Jahre und wiesen eine erhebliche Komorbidität, also Begleiterkrankungen, auf, wie z. B. Hypertonie, Diabetes mellitus Typ II oder Niereninsuffizienz. Viele hatten auch schonmal einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten. Kurzum, die in die Studie eingeschlossenen Menschen bildeten einen guten repräsentativen Querschnitt der tatsächlichen, alternden Bevölkerung ab („all-comer population“, es wurden also alle Patientinnen und Patienten in die Studie eingeschlossen, die ins Krankenhaus kamen, ohne eine Selektion vorzunehmen).

Nachdem die Patientinnen und Patienten mit einem Herzinfarkt in die Klinik kamen, erhielt eine Gruppe lediglich eine bestmögliche medikamentöse Therapie (z. B. Blutverdünner, Betablocker und ACE-Hemmer), die andere Gruppe wurde zusätzlich mit einer invasiven kardiologischen Prozedur behandelt. Im Rahmen dieses Eingriffs wurde die Engstelle in den Herzkrankgefäßen (Koronarien) aufgeweitet und ggf. ein Stent (Metallgitter zum Offenhalten der Flussbahn) eingesetzt.

Das Ergebnis: Bei den insgesamt über 1.500 untersuchten Patientinnen und Patienten gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen bzgl. des Risikos für einen Herzkreislauf-Tod oder einen nichttödlichen Folge-Infarkt in den folgenden vier Jahren. Anders herum gesagt, die zusätzliche invasive Prozedur, die ihrerseits mit Risiken verbunden ist, brachte keinen Vorteil. Wohlgemerkt, es waren ältere Menschen mit NSTEMI und mit zahlreichen Begleiterkrankungen (unter anderem auch gebrechliche und kognitiv eingeschränkte) untersucht worden – und nur auf diese Population lassen sich die Ergebnisse übertragen.

Wenn also das nächste Mal ein Kardiologe bei einem alten Menschen mit NSTEMI und mit Komorbidität schnellentschlossen mit dem Stent wedelt, sollte man sich fragen, ob eine invasive Prozedur wirklich notwendig ist.

Kunadian V et al. N Engl J Med 2024; 391: 1673-84